Weltklima & Garten

Ich kann die Sorgen meines Lieblingsmannes nachvollziehen.

Gelegentlich merkt er an – meist anlässlich eines Rasenmäherstarts, der dieses Jahr nicht mehr erfolgen wird – „Wir wachsen zu!“.

 

Mit „wir“ meint er nicht uns als Personen (so behaart sind wir beide nicht), sondern vielmehr unseren Garten.

Daher hat ER sich vermutlich dieses Jahr (im Verborgenen) darüber gefreut, dass der Zwetschkenbaum (anderswo schreibt man auch Zwetschgen- oder Zwetschenbaum) seine Wurzeln gestreckt hat.

Grund zu dieser Annahme waren viele baumkrebsige Stellen auf dem erst relativ jungen Baum, völlig abgestorbene Äste, ein Nicken eines Experten, Trauerstimmung.

 

Er wird wohl nicht überleben, war unsere gemeinsame Vermutung, worauf ich den Baum radikal zurückgeschnitten habe. Sogar bis auf den Stamm zurück, denn so kann der Stamm noch als Halter für

a) einen neuen Baum oder

b) Vogelfuttersäulen dienen ;)

 

Was mein Mann nicht weiß, der Zwetschkenbaum aber sehr wohl:

Er wird wieder austreiben, was er auch bereits macht.

So steht also einer Ernte in etwa 50 Jahren nichts mehr im Wege.

Ich versuche den Baum zu retten.

Nicht so sehr für mich, obwohl ich die erste Ernte durchaus zu erleben gedenke.

Nein, ich rette ihn auch des Weltklimas wegen (das ist mein sogenannter „Tropfen auf dem heißen Stein“-Beitrag zur Reduzierung der Klimaerwärmung).

 

Und daher gebe ich heute, an Halloween, am Vortag zu Allerheiligen eine durchaus ernstgemeine Empfehlung ab:

Kauft euch ein Grundstück. Eines auf dem Land.

Vielleicht steht sogar schon ein altes Haus darauf, dass sehnsüchtig auf euch und eine Renovierung wartet. Im besten Fall gibt es rund um das Grundstück ein paar Quadratmeter, die nicht mit Steinen zugeschüttet oder asphaltiert werden wollen.

Nein, diese Quadratmeter warten auf Begrünung.

Durch euch!

 

Gestaltet es.

Gestaltet es zuerst für euch.

Schwitzt dabei. Werdet dreckig.

Grabt mit den Fingern in der Erde.

Wundert euch nicht, weil die Dreckranderl unter den Nägeln nie mehr weggehen, auch wenn die Fingernägel kurzer, kürzer, am kürzesten sind.

Ärgert euch - auch heftig-deftig und gerne mit herzhaften Flüchen, von denen die Nachbarskinder verbal noch richtig lernen können - weil mal etwas nicht so klappt, wie es soll und das Geld auch immer zu wenig ist, für die vielen Vorhaben, die doch so dringend auf die Umsetzung warten.

Habt Geduld.

Freut euch aber auch über jeden höchstpersönlichen Meilenstein, den ihr euch erarbeitet habt.

 

Wo kann man schon das Ergebnis seiner Arbeit direkter sehen, als bei einem wichtigen Unternehmen, das mit Energie angegangen wurde?

Ich gebe arbeitsbedingt täglich eine Menge Daten in meinen PC ein.

Das Ergebnis sind weitere Daten.

Toll!

 

Nichts ist befriedigender, als etwas wachsen zu sehen und das geht nur mit ein wenig Mühe, die normalerweise mit Freude und Erfolg belohnt wird.

Wenn man manchmal meint, dass es Menschen gibt, denen das Glück zufliegt, dann kann das schon stimmen, aber meist ist Glück mit Fleiß und Energie verbunden.

Wer mit eigenen Händen etwas (er)schafft, empfindet Zufriedenheit und Glück, wenn er sein Tun betrachten kann.

Gestaltet euer eigenes Grün aber auch für eure Kinder, eure Enkelkinder, denn auch die sollen Freude daran haben.

Freude an der Natur wird vererbt, wird vorgelebt. ieses Vorleben für andere Generationen hat jeder von uns in der Hand.

 

Warum fällt mir das gerade heute ein?

Schaut euch um. Der Herbst ist in seiner glühendsten Phase.

Aber: Alles ist vergänglich. Besonders auch unsere Umwelt.

 

Wenn wir uns umsehen, begegnen uns Katastrophen, z. B. der gerade vergangene Sturm über Teilen Europas.

Starkregenereignisse, Murenabgänge, Windenergie, die wir uns nicht mit 110 oder 120 km/h wünschen, sodass Dächer abgedeckt und Häuser unbewohnbar werden.

Der Weltklimarat prognostiziert eine Erderwärmung von 3 bis 4 Grad bis 2100.

Nun, dazu können die meisten von uns mit den Schultern zucken und „hinter mir die Sintflut“ denken.

 

Was wird passieren?

 

Der Meeresspiegel wird steigen.

Landstriche in Küstennähe werden überflutet werden.

Metropolen wie Tokio, Mumbai, Hamburg sind dann direkt betroffen.

Hitze wird uns zu schaffen machen.

Herz und Atmungsorgane werden überlastet.

Wetterextreme werden viel häufiger auftreten.

Den globalen Kohlendioxidausstoß zu bremsen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit.

In den Sommermonaten werden alle jene verglühen, die in Städten leben, in denen beim Bau der Gebäude nicht daran gedacht wurde zahlreiche grüne Inseln zu schaffen (denkt an die Hausfronten, die vielfach verspiegelte Glasfronten sind).

Klimaanlagen werden Strom fressen, die Netze werden kapitulieren.

Die Sehnsucht nach Grün wird dann beinahe unerschwinglich sein.

 

Daher: Kauft euch ein Grundstück auf dem Land.

Investiert nicht nur in euer Leben, sondern auch in das von Kindern und Enkelkindern.

Genießt die Natur und tragt etwas dazu bei, solange ihr könnt.

 

Und: Wer schon im eigenen Garten wohnt, braucht nicht mehr ins Grüne fahren!

 

Gruß, Astrid

 

PS: Anbei nicht nur ein Chrysanthemen-Gruß und ein Gruß meiner austreibenden Zwetschke, sondern auch ein Artikel aus einer oberösterreichischen Tageszeitung.

Der Satz eines Immobilienentwicklers über den von ihm bevorzugten Baustil lässt mich den Kopf schütteln ("Ich baue 2018 kein Haus aus dem Mittelalter…").

 

Wäre es nicht ein wenig klüger, die Häuser wieder ein bisserl mehr wie im Mittelalter zu bauen?

Es gibt viele Baubeispiele, die hunderte Jahre alt wurden, in denen Generationen, Generationen, Generationen lebten und hoffentlich noch leben.

Ob wir über diese Art von Nachhaltigkeit unserer modernen Bauten in hunderten von Jahren auch sprechen könn(t)en?

 

https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Streit-um-die-Greif-Fassade-endet-mit-Kompromiss;art67,3045919

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