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Bienensterben (Interview mit meinen Imkern)!

(Das Foto ist aus Wikipedia zur "gemeinfreien Nuztung" entnommen.)

 

Was lässt unsere Bienen sterben?

 (Zusammenfassung aus einem ernüchternden Gespräch mit meinen Imkern, die ihre Bienen in Kurzform einfach „Carnica“ nennen. Das kommt von ihrem lateinischen Namen „Apis mellifera carnica“, die „Kärntner Biene“.)

 

Zusammenfassung von mir: „Mir graust!“

 

Insektizide/Pestizide: Verändern und Beeinträchtigen den Gesundheitszustand der Bienen außerordentlich. Krankheitsanfällige Brut, verkrüppelte Bienen, z. B. durch verkümmerte Flügel, kürzere Lebensdauer,… sind die Folgen.

 

Landwirtschaft: Wiesen, die 5x während der Saison gemäht werden, bieten lebensfeindliche Bedingungen für Bienen. Nicht nur, dass es keine Nahrung mehr gibt, weil nichts mehr blüht, und aus Nichts kann auch kein Honig erzeugt werden. Die Bienen verhungern und die effizienten Scheibenmähwerke metzeln auch alles andere nieder, das sich dort einniesten will. Vögel, Insekten, alles was im Flug (nicht nur vom Mähwerk, sondern auch vom Luftdruck) erwischt wird, ist zum Tod verurteilt. Bodenbewohner ebenso. Hasen, Schlangen, bodenbrütende Vögel, Rehkitze, Siebenschläfer,…

 

Schädlinge und Mitbewohner: Varroa, Fadenwürmer, Spinnen, Fliegen, Käfer, Läuse, Ameisen, Wachsmotten, Wanzen, Mäuse, Wespen, Ohrwürmer, Silberfischchen,… wobei sich die Biene gegen manche dieser Schädlinge durchaus behaupten kann, manche dürfen auch im Stock leben, ohne dass es besondere Querelen gibt. Schon Evolutionär bedingt, kann sich die Biene gegen so manchen Feind/Schädling wehren.

 

Fressfeinde: Vögel, Mäuse, manchmal die eine oder andere Eidechse oder ein Frosch. Sind zwar lästig, aber dezimieren den Bestand normalerweise nicht auf Null.

 

Warum ist die Varroa in aller Munde und bei den Imkern im Dauergespräch?

Warum wird die Varroa überhaupt gefürchtet?

Und warum können sich die Bienen gegen diesen Feind nicht wehren?

 

Die Varroa ist eine Milbe, ein kleiner Parasit, der sich auf die Brut der Honigbiene setzt und deren Blut saugt. Ausschließlich im Brutraum der ungeschlüpften Bienenlarven erfolgt auch die Vermehrung der Varroa (in der verdeckelten Brut also). In knapp 7 Tagen ist die Milbe bereit zur Vermehrung. Ursprünglich kam die Varroa vor allem in Asien vor und wurde nach Europa – vermutlich in den 1970er-Jahren – mit einem Bienenstock eingeschleppt.

 

Die Varroa befällt bereits die Bienenlarven, sodass diese wesentlich kleiner schlüpfen, als normal (sie haben dann etwa 1/10 weniger Geburtsgewicht). Viel häufiger als die Arbeiterinnenbrut (Weiberl), wird die Drohnenbrut (Manderl) von der Varroa befallen.

 

Warum?

Eine Arbeiterin braucht zur Entwicklung 21 Tage,

ein Drohn 24 Tage,

die Königin entwickelt sich deutlich schneller, in 16 Tagen.

 

Zur Erinnerung: Eine Milbe braucht etwa 7 Tage bis sie sich fortpflanzen kann, daher kann sie sich in einer Drohnenbrut zahlreicher vermehren, sie hat um ein paar Tage mehr Zeit!!!

 

Die Varroa schätzt es, wenn sie möglichst lange ungestört Blut saugen kann. Bei einer Drohnenbrut, die 24 Tage zur Entwicklung braucht, kann sie länger Blut saugen und sich selber entwickeln und vermehren, als an einer Arbeitsbiene, die bereits nach 21 Tage entwickelt ist. Darum ist im Schnitt die Drohnenbrut stärker von der Varroa befallen, als die restliche Brut. Außerdem vermehrt sich die Varroa währenddessen auch, sie kann sich also in der Drohnenbrut stärker vermehren als in der restlichen Brut.

 

Ein schlimmer Kreislauf, denn der Imker darf in der Jahreszeit, in der Honig produziert wird, keine Mittel zur Eindämmung der Varroa verwenden (der Honig und das Wachs sollen schließlich sauber bleiben) und dadurch kann sich die Varroa breitmachen.

 

Varroa: 1904 wurde die Varroa auf der Insel Java (Indonesien) erstmals beschrieben. Gegeben hat es sie allerdings schon immer, aufgefallen ist sie einem Forscher eben zu jener Zeit. In Österreich wurde sie 1983 erstmals gesichtet. Seit 1989 gibt es in jedem (!) österreichischen Bienenstock den Nachweis der Varroa.

 

Warum sind die Bienen in Asien weniger beeindruckt von der Varroa als unsere Europäische Honigbiene?

 

Sie hatten evolutionär den Vorsprung sich an den lästigen Parasiten gewöhnen zu haben und sind mit der Zeit ein wenig resistenter geworden. Zudem mag die Varroa dauerhafte Hitze nicht und kann sich in wärmeren Ländern schlechter vermehren. Bei uns jedoch ist es nicht so heiß wie in Asien, daher findet die Varroa bessere Grundbedingungen zur Vermehrung vor.

 

Ein Bienenstock verträgt nur einen gewissen Anteil an Varroa, wobei der Anteil hier – rein zahlenmäßig gesehen – gering wirkt, zumindest für den Menschen. Man weiß inzwischen, dass der Stock bei einem Befall durch etwa 3.000 Varroamilben nicht mehr (oder kaum) über den Winter kommt.

 

Eine kleine Erklärung dazu, damit ihr euch ein Bild machen könnt wie lange es dauert bis ein Stock von 0 auf 3.000 ist (nicht zu vergessen, der Imker darf nicht gegen die Varroa vorgehen, er würde Honig und Wachs verunreinigen):

 

Varroamilben pflanzen sich ab 7 Tagen fort. Natürlich sind unter den Milben auch männliche Exemplare, die sich (bekanntermaßen) mit der Fortpflanzung schwertun und manche weibliche Milben sterben auch ohne sich fortgepflanzt zu haben, daher folgendes Rechenbeispiel:

 

Jänner: 50 Varroamilben, die sich im Stock befinden.

Februar: 100 Varroa.

März: 200 Varroa.

April: 400 Varroa.

Mai: 800 Varroa. Immer noch keine Bekämpfung erlaubt, die Honigernte ist sonst beeinträchtigt.

Juni: 1.600 Varroa.

Juli: 3.200 Varroamilben. Nach der Ernte darf gegen Schädlinge vorgegangen werden, doch der Stock ist bereits zu geschwächt, um noch gut über den Winter zu kommen. Bedenkt die Grenze von 3.000 Parasiten der Varroamilbe.

 

Wo bei andern Parasiten 1.000 Tiere kein Problem sind, beginnt bei der Varroa das Problem bereits ab wenigen (10) Tieren!!!

 

Insekten, die es nicht mehr gibt, können ihren Betrag zur Bestäubung nicht mehr leisten!

 

Sogar jenen Menschen, die Honig nicht mögen, denen also egal ist, ob sich auf ihrem Brot Honig befindet, sollte ab diesem Zeitpunkt klar sein, dass sie dann auch keine Äpfel, keine Zwetschken, keine Blumen, kein Gemüse, keine Baumwolle (T-Shirts!),… mehr haben werden.

Übrigens auch kein Fleisch, denn was fressen Kühe, wenn man sie ordentliches Futter fressen lässt?

Grünes Gras, Gräser, Blüten, Kräuter und im Winter dann das Heu daraus!

Und was ist in einem ordentlichen Heu d’rin?

Nicht nur grünes Gras, sondern auch Kräuter, Blüten, Blumen eben.

 

Wer für die Bestäubung dieser Pflanzen sorgt?

Insekten im Allgemeinen und Bienen im Besonderen!

 

Wie soll sich die Biene wehren?

Evolution geschieht über Jahrmillionen. Seit etwas mehr als 100 Jahren kennt die Forschung die Varroa. Erst seit wenigen Jahrzehnten kann die Varroa in Österreich nachgewiesen werden. Evolution braucht Zeit. Ob unsere Honigbiene diese Zeit haben wird?

 

Gruß, Astrid

 

PS: Mit Grausen denke ich an die Öffnung des Bienenstocks meiner Imker.

Wird in ihrem Bienenstock Stille herrschen?

Wenn in ihrem Bienenstock keine Bienen überlebt haben, wie wird es den vielen anderen europäischen Bienenstöcken gehen?

Wird sich dort ein ähnliches Bild abzeichnen?

 

PPS: Mittel, die in Österreich zur Bekämpfung der Varroa zugelassen sind, bestehen aus Ameisensäure und Oxalsäure. Oxalsäure befindet sich auch in Klee, Sauerampfer, Rhabarberblättern, Spinat, Schnittlauch, Petersilie, Amaranth, … und Ameisensäure in Ameisen. Das ist die Flüssigkeit, die Ameisen zur Verteidigung abspritzen und die ziemlich juckt!

 

 

Wo die Varroa inzwischen weltweit vorkommt?

 

Auszug & Bild aus:

http://entnemdept.ufl.edu/creatures/misc/bees/varroa_mite.htm

 

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