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Die Erde ist eine Scheibe!

„Die Erde ist flach, die Erde ist eine Scheibe“, was in diesem Fall stimmt, denn mein Mann besteht darauf, dass ich die durch Schotter-Kies-Christophs LKW-Fahrer angelieferte Gartenerde – die meinem Mutterboden das Leben ein wenig erleichtern soll – möglichst flach ausbringe.

 

Mein Mann meint ein wenig später zusätzlich und stirnrunzelnd, dass ich eine buckelige Welt erschaffen habe, was ich prompt leugne, denn die Buckelige Welt befindet sich in Niederösterreich und unser Garten befindet sich im oberösterreichischen Ennstal.

Außerdem argumentiere ich noch dagegen mit „künstlerischer Freiheit“ und dem absoluten Killerargument „das gehört so“.

 

Unterstützt werde ich von einem italienischen Sprichwort:

„Des Gärtners Fuß verdirbt den Garten nicht“ oder wie Italiener vermutlich sagen würden „Il piede del giardiniere non rovina il giardino.”

 

Aus Indien erreicht mich zustimmende Unterstützung von Sir Rabindranath Tagore, der zwar schon eine ganze Weile tot ist, aber trotzdem nicht ungehört bleiben soll:

„Die große Erde bedarf, um gastlich zu sein, der Hilfe des winzigen Grases.“

Ernsthaft füge ich hinzu „und dem Gras ist es egal, ob es am Berg oder in der Talsohle wachset“ und versuche diese Ergänzung des Spruches auch einfach Herrn Tagore unterzujubeln.

 

Meines Mannes skeptischer Blick bestraft meine verbalen Experimente sofort.

 

Meine sinnlosen Versuche die landschaftlichen Aufs und Abs im Garten zu legitimieren, meint mein Mann, lenken ihn nicht davon ab letztlich noch einmal darauf hinzuweisen, dass er derjenige ist, der den Rasenmäher schieben muss, und der soll nun wirklich nicht in eine Grube kippen und dort völlig hilflos liegen bleiben.

Ich stimme ihm einerseits zu, füge andererseits jedoch hinzu: „Du übertreibst!“ (Sehr leise sage ich dies übrigens.)

 

Also arbeite ich auf Wunsch die entsprechenden Bereiche nach und wehre mich nur in Umgebung der Haselnuss seinen Anweisungen zu folgen. Dort werde ich prompt taub (Auftritt eines partiellen und chronologischen*** – also zeitlich geordneten – Gehörsturzes!), bitte die Haselnuss um Verzeihung, weil sie keine Extragabe Erde bekommt und verweigere den Hügelausgleich erfolgreich bis zum Schluss der Urbarmachung dieses speziellen Gartenbereichs.

Außerdem – und meine Nachbarin ist mein Zeuge – lege ich bis zum Schluss das Werkzeug (den Rechen) nicht aus der Hand, denn sollten mir die Argumente ausgehen, werde ich gewalttätig, also unerwartet zuschlagen. Im Lagerhaus gibt es genug Reserveholzstiele (absolut leistbar), während das Metall des Rechens viele Attacken aushält (Qualität hat ihren Preis).

 

Jetzt warte ich auf Regen und danach werde ich Samen ausbringen.

Samen vermischt mit Mikroklee, weil mir der gefällt und meine Bienen auf die weißen, kleinen Blüten fliegen.

Dann noch einmal festtreten.

Außerdem den/die Dachs/e auf erdigen Knien anflehen nicht alles umzuwühlen (Ablenkung mit einer Futterstelle, die ein paar Meter entfernt liegt, was ebenso für die Vögel gilt) und dann heißt es nur noch das englische Sprichwort im Hinterkopf zu behalten, das da meint:

„Im Garten wächst mehr, als man ausgesät hat.“

 

Ich bin auf die eine oder andere Überraschung gespannt.

 

Gruß, Astrid

***nicht chronisch

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