Als Fichte hat man es in den letzten Tagen ohnehin nicht leicht, allein schon aufgrund des Schneedrucks, der natürlich auch andere Bäume belastet.
Der langsame Abschied von der Fichte - unabhängig vom Schneedruck - wird uns auch in den kommenden Jahren begleiten.
Fichtensterben & Klimawandel
Der Borkenkäfer mag trockene Hitze.
Fichten mögen trockene Hitze nicht.
Tatsächlich aber gehört dies noch ein wenig genauer formuliert:
Eine Fichte braucht, um optimal zu gedeihen, eine Jahresdurchschnittstemperatur von maximal +11 °C.
Im November 2018 lag der Jahresdurchschnitt bei +9,9 °C.
Also „nur“ mehr 1,1°C von der maximalen Höchsttemperatur entfernt, bei der die Fichte noch nicht stirbt.
Hinzu kommt, dass die Fichte Jahresniederschläge von ca. 700 Millimetern braucht, und rund die Hälfte dieser Niederschlagsmenge braucht sie in der Vegetationszeit.
Wie wir 2018 erlebt haben und womöglich noch weiter erleben werden, reduzieren sich die Sommerniederschläge massiv.
Jetzt kann man über Regen und Schnee im Dezember jammern, die daraus resultierende Feuchtigkeit dagegen, ist zum großen Teil - wenn es sich nicht um Muren oder Lawinen handelt, die Schaden anrichten - zumindest ein Segen für die Natur, denn weniger Wasser bedeutet, dass sich der Baum weniger gegen Borkenkäfer zur Wehr setzen kann. Und dieser Schädling vermehrt sich viel zu schnell, denn...
...aus einem Borkenkäferpärchen werden über drei Generationen rund 100.000 neue Käfer, die sich mit Freude auf die ohnehin schon geschwächten Bäume stürzen, zudem fühlen sich die Borkenkäfer – wie bereits eingangs erwähnt – bei trockener Hitze borkenkäferpudelwohl.
Wie sich eine Fichte gegen den Borkenkäfer wehrt?
Sie harzt ihn ein.
Sie bildet also Harz, mit dem sie den Schädling ertränkt.
Dies gelingt aber nur, wenn es genug Feuchtigkeit gibt, aus der die Fichte die Kraft für genau jene Harzbildung ziehen kann, was auch der Grund dafür ist, dass Trockenheit den Angriff des Borkenkäfers begünstigt.
Keine Feuchtigkeit, keine ausreichende Harzbildung, die Chance für den Käfer.
In Oberösterreich fielen 2018 im Durchschnitt 1.100 Millimeter Wasser auf durstigen Boden, wobei das Mühlviertel (Gebiet nahe Tschechien) deutlich weniger abbekommen hat, die Region um das Salzkammergut und die oberösterreichische Eisenwurzen-Region (hier lebe ich), noch den Maximal-Milliliter-Anteil.
Aber auch hier ist, vor allem unter 600 Metern ü. A. (über Adria) erkennbar, dass wir bereits ein mittelhohes Risiko in der Fichtengesundheitsstatistik darstellen.
Ist die Fichte erledigt, wird die Tanne die nächste in dieser Reihe sein, denn auch sie braucht Wasser und hat eine Obergrenze bei der Jahresdurchschnittstemperatur auszuhalten, die nur knapp über der der Fichte liegt.
Nämlich eine maximale Jahresdurchschnittstemperatur von 12°C.
Neue Waldbaukonzepte?
Ja! Unbedingt.
Mischwälder.
Diese werden allerdings erst von der nächsten oder übernächsten Generation (frühestens) genutzt werden können, denn Wälder, die wir heute pflanzen, müssen 100 Jahre wachsen können, werden von der nächsten Generation bewirtschaftet und von der übernächsten Generation „geerntet“. Zukunftsmusik also.
Welchen Bäumen geht es noch schlecht?
Die Eschen sterben wegen einer Pilzkrankheit.
Die Rosskastanie hat es schwer: Miniermotte, heiße Sommer und Pseudomonas, ein Bakterium, das Risse in der Rinde verursacht bis schließlich Pilze ein Absterben des Baumes verursachen.
Ulmensterben, bedingt durch Pilze und den Ulmensplintkäfer, der durch seine Bohrgänge die Wasserzufuhr unterbindet und den Baum absterben lässt.
Puuuh! Was in dieser Hinsicht wohl noch auf uns zukommen wird?
Gruß, Astrid
"Gutes neues Jahr!"