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Perspektivenwechsel...

 

 

Wenn Sauerstoffzufuhr zufällig an einem herbstlich-schönen Gartentag stattfindet, dann ist das unschlagbar.

 

Bei einem bewusst herbeigeführten Perspektivenwechsel (kurz mal hinlegen zwischen den Arbeitsanfällen) gewinnt die Gärtnerin in ihrer Gartenlandschaft neue Eindrücke!

 

Warum ich meinen Garten mag?

 

Nicht, weil er der schönste Garten weltweit ist, schließlich gibt es einige weitere, erwähnenswerte, sehr schöne Gärten ;)

Ich denke da an die Gärten meiner Mitleser*innen, die einiges zu bieten haben. Natürlich können wir nicht mit Prinz Charles Garten konkurrieren. Aber das wollen wir ja auch gar nicht. Wir haben unseren eigenen Stil, unsere Wünsche und Vorstellungen, wie unsere Gärten sein dürfen.

Wichtig ist: Unsere Gärten bereiten Freude, und damit ist Punkt 1 der Liste „Warum ich meinen Garten mag“ erfüllt.

 

Ich mag meinen Garten, weil darin gewachsen werden darf. Regelrecht stürmisch, was manche Pflanzen betrifft, andere lassen sich bitten und stellen mich und meine Geduld durchaus vor Herausforderungen.

Derartige Belastungsproben dienen der Einkehr, die ich in passenden Fällen mit einem Glaserl Wein zelebriere (nur beim Fensterputzen brauche ich stärkere Waffen, dann Schnaps), um meine Gehirnzellen ein wenig lethargisch zu stimmen.

 

Ich mag meinen Garten, weil er ein Ausgleich zu meinem Beruf darstellt. Zwar ist mein Beruf in gewisser Form kreativ, aber die Kreativität, die mein Garten aus mir herauskitzelt, ist nahezu unschlagbar.

Und weil es g'rad passt: Zum Thema „Kreativität in der Arbeit“: Gestern hat mich ein Kollege geküsst, weil ich Schokoladenkekse in die Arbeit mitgebracht habe. Das war mal überraschend kreativ und passiert nicht tagtäglich. Ich muss gestehen, es hat mir gefallen. Hübsch verpackte Kalorien dienen also der Völkerverständigung, das habe ich gestern gelernt.

 

Ich mag meinen Garten, weil er mich entschleunigt, mir Freiraum für Gedanken lässt und dadurch wiederum Reize bietet, die ich in Geschichten packen kann (nachdem eine Wühlmaus eine Orgie gefeiert, sich wollüstig meiner Staudenwurzeln hingegeben hat, schreibe ich einfach an meinem Krimi weiter. Die Wühlmaus darf weiterleben, das Opfer in meinem neuesten Manuskript hat es dagegen nicht leicht mit mir).

 

Ich mag meinen Garten, weil ich in ihm die Welt ein wenig schöner gestalten kann, etwas zurückgeben kann (und wenn es schlicht Nahrung für Insekten ist und das entzückte Auge des einen oder anderen Wanderers, der an meinem Garten Freude findet), und warum sollten wir Gärtner*innen die Welt nicht ein bisschen schöner machen zu wollen.

 

Und: Ich mag meinen Garten, weil ich darin herumgraben darf wie es mir gefällt. Ich mag es, wenn meine Knie dreckig sind, weil ich in der Erde knien durfte. Selbst Kratzer auf Armen und Beinen trage ich mit Würde, erinnern sie mich doch, dass ich einen schönen Tag erlebt habe, was nicht heißt, dass man mich nicht fluchen hören kann, weil mir manchmal etwas zu anstrengend wird.

Aber, in meinem Garten darf auch geflucht werden, wenn, dann jedoch bitte kreativ.

 

Was bedeutet euer Garten für euch (außer Arbeit)?

Und: Wer hat ein paar kreative Flüche auf Lager (abseits von Fuck und Shit)?

 

Gruß, Astrid

 

PS: Erst vor ein paar Tagen hat mich ein Nachbar nicht erkannt. Ich hatte meinen Garten in Bürokleidung durchquert (Kleid, Kostümjacke), ihn gegrüßt, worauf er zurückgegrüßt und mich verständnislos angesehen hat.

Dann hat es gedauert – eine, zwei, drei, vier Sekunden – bis er schließlich lachend festgestellt hat „Jetzt hab‘ ich dich nicht erkannt, du bist so schön angezogen!“

Ich hab‘ ein wenig geschmunzelt, „Bürokleidung“ von mir gegeben und festgestellt, auch das ist mein Garten: Ich muss in meinem Garten keinen Konventionen folgen.

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